PARANOIA (DEATH VALLEY)
Video
Legende
Vertrieb sixpack, Dauer: 5 min.
2005


Der leere Raum ist, zumal unter den apparativen Koordinaten der Kamera, nie wirklich leer. Er wird als leerer erst denk- und sichtbar, wenn uns räumliche Rahmenbedingungen im Lauf der Zeit ein fundamentales Fehlen vermitteln, das den gesamten Raum infiziert. Außerdem ist selbst im „leersten“ Raum immer schon jemand anderer – die Kamera – gewesen, die gesehen hat. Du bist nie allein.


Miriam Bajtalas Paranoia (Death Valley) inszeniert eine eigentümliche Verfolgungsjagd zwischen Kamera und Subjekt an einem verlassenen Weiler inmitten des kalifornischen Death Valley: Eine Frauenfigur flüchtet vor der Kamera, verschwindet plötzlich, worauf das Kamerasubjekt – ein durchaus liebenswertes, zeitgerafft dahinwatschelndes Etwas – ihr durch die pittoreske Geisterstadt dorthin folgt, wo die Dame verschwunden ist. Die Figur taucht wieder auf, flieht, die Kamera ihr hinterher usw. So wird der Raum zum narrativen Ort, zum verdächtigen Schau-Platz, der sich mit Phantomen aus der Zeit füllt: Die Frau wird hier gewesen sein. Der gesamte Ablauf wiederholt sich einmal, öffnet sich hin zur geloopten Unendlichkeit, doch Bajtala lässt ihr filmisches adventure game schon vorher enden, ohne dass die Verfolgerin die Verfolgte je erwischt hätte. Tragisch: Der Ort der Figur dort und der Ort der Kamera hier – unser Ort – können nie zur Deckung kommen. 

Paranoid und gespalten ist daher auch unser Verhältnis zum Setting: die primäre Identifikation über die Kamera und die sekundäre Identifikation der Frau im Raum machen uns auf unheimliche Weise bewusst, dass wir nie bei uns und immer schon daneben waren. Eben das meint Para-Noia: Neben-Denken. (Michael Palm)

Paranoia (Death Valley) ist eine Videoarbeit, die sich auf filmischer Ebene mit dem Genre der Verfolgungsjagd in Landschaftsräumen beschäftigt. Das „Klassische“ an einer Verfolgungsjagd, die schnellen Schnitte, die für die Erzeugung eines Illusionsraumes zuständig sind, werden in Paranoia (Death Valley) durch eine lineare, kontinuierliche Kamerafahrt, die einen real zusammenhängenden Raum zeigt, ersetzt. Der Videoschnitt markiert in Paranoia jeweils einen Zeitwechsel und ist lediglich durch die Darstellerin sichtbar. Die Spannung wird durch die rhythmisierte und manipulierte Zeit produziert. Der Drehort für Paranoia (Death Valley) ist eine Geisterstadt mitten in der Wüste zwischen Kalifornien und Nevada. (mb)